Diaspora und Widerstand: Wenzel Jaksch und die sudetendeutsche Sozialdemokratie (3)
SOMA Yasuo

Einleitung: Problemstellung und Forschungsstand
I. Wenzel Jaksch und sein Sozialismus
1. Lebenslauf von Jaksch
2. Volk und Arbeiter (1936)
II. Selbstverwaltung und Selbstbestimmung:
Nationalitätenpolitik der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
1. Von der Selbstverwaltung zur Selbstbestimmung (in Nr. 69, Dezember 2004)
2. Minderheitenpolitik und Konzeptionen zur Selbstverwaltung
III. Umorganisierungspläne der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1938
1. Pläne der deutschen Parteien (in Nr.71, Dezember 2005)
2. Reaktion der tschechoslowakischen Regierung
3. Föderalisierungsplan von Jaksch
Zusammenfassung (in diesem Heft)

Wenzel Jaksch (1896-1966) war ein sudetendeutscher Sozialdemokrat, der während des Zweiten Weltkrieges im Exil in London sowohl gegen den Nationalsozialismus als auch gegen den Vertreibungsplan der tschechoslowakischen Exilregierung energisch Widerstand leistete. Sein Lebenslauf spiegelt die welthistorischen großen Umwandlungen in Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider. Trotzdem sind im Rahmen der Widerstandsforschung in Deutschland seine Tätigkeit und seine Beziehungen zu der Sopade und den anderen deutschen und österreichischen Widerstandsbewegungen bisher selten behandelt worden. Diese Abhandlung befasst sich deshalb mit der Diaspora und dem Widerstand der sudetendeutschen Sozialdemokratie um Wenzel Jaksch. Dabei wird auf zwei wichtige Forschungsansätze eingegangen: die Untersuchung von Mark Mazower über die ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten in Europa und die klassischen Studien von Arno J. Mayer über die Kriegszielpolitik während und nach dem Ersten Weltkrieg.
In diesem Aufsatz wird versucht, erstens den Lebenslauf von Jaksch skizzenhaft zu verfolgen und sein Verständnis für den Sozialismus in seinem Buch Volk und Arbeiter (1936) zu überprüfen, zweitens die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakei in ihren Programmen zur nationalen Selbstverwaltung und Selbstbestimmung im Wandel der Zeit zu untersuchen und drittens die verschiedenen Umorganisierungsplänen der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1938 als Möglichkeit zur Lösung des Minderheitenproblems unter der drohenden Gefahr der nationalsozialistischen Invasion herauszustellen. Was die zuletzt genannten Pläne und Chancen angeht, so wurden sie jedoch durch das Münchener Abkommen und die Eingliederung des Sudetenlandes ins Deutsche Reich zerstört. Im vorliegenden Heft wird der dritte Teil des Aufsatzes veröffentlicht.